Interview mit Jilan

Jilans persönlicher Friedensort ist eine kleine Freizeitbahn in einem Stuttgarter Park: „Hierhin hat meine Familie den ersten Ausflug gemacht, nachdem wir in Deutschland angekommen waren. Das war schön."

Welche Erinnerungen hast du an dein Leben in Syrien? Syrien war ein sehr schönes Land. Die Leute sind sehr nett und gastfreundlich. Auch wenn jemand nur wenig besitzt, gibt er trotzdem gerne etwas ab. Seit dem Krieg hat sich das Land verändert. Es gibt es viele Probleme und wer kann, geht aus Syrien weg, zum Beispiel über die Grenze in die Türkei. Aber das können sich nicht alle leisten. Viele Menschen sind bereits im Krieg gestorben. Alles ist kaputt. Es gibt kein Wasser, kein Essen, keinen Strom, kein Internet. Es ist eine Katastrophe und es tut weh, das zu sehen.

Warum musstet ihr Syrien verlassen? Wir mussten weg, weil mein Vater zwischen den Stühlen saß. Er hat beim Zoll gearbeitet und verschiedene Gruppen gingen davon aus, dass er zu den jeweils anderen gehörte. Was sollte er machen als Einzelperson? Er wollte seine Familie schützen. Dafür musste er weggehen. Vom Balkon unseres Hauses aus sah ich, wie Bomben einschlugen und Menschen töteten. Das hat meine Seele kaputt gemacht. Schließlich zerstörte eine Bombe unser Haus und machte alles kaputt. Da mussten wir weg. Wir haben unseren Schmuck verkauft und unsere Familie um Geld gebeten, um die Flucht zu bezahlen.

Wie seid ihr nach Deutschland gekommen? Es war ein sehr schwerer und langer Weg. Insgesamt dauerte die Flucht etwa 3 Monate. Anderthalb Monate liefen wir oder fuhren per Anhalter durch die Türkei und dann anderthalb Monate durch Griechenland. Wir mussten Männern Geld geben, dass sie uns mitnehmen. Manchmal mussten wir auch rennen.

Denkst du noch an den Krieg in Syrien? Ja, man ist immer ein bisschen angespannt, wenn man weiß, dass Krieg ist. Ich denke immer an meine Verwandten in Syrien und mache mir Sorgen um sie. Meine Eltern machen sich Sorgen, dass sie ihre Eltern nie mehr sehen. Denn die sind alt und krank. Vielleicht leben sie nicht mehr so lange. Meine Mutter würde ihre Mutter gerne in der Türkei treffen, aber sie darf nicht aus Deutschland ausreisen. Ich weiß nicht, was ich für sie tun kann.

Was wünschst du dir für deine Zukunft? Ich wünsche mir, dass wir ein Haus finden, in dem wir leben können. Und, dass meine Eltern eine Arbeit finden. Außerdem möchte ich, dass meine Eltern ihre Eltern noch einmal sehen können. Ich möchte weiter lernen und eine gute Arbeit bekommen.