Interview mit Marjan

Marjan ist der Kontakt zu ihrem Vater und ihren Freunden im Iran sehr wichtig. Regelmäßig telefoniert sie mit ihnen.    

 

Welche Erinnerungen hast du an dein Leben im Iran? Ich erinnere mich an schöne Zeiten mit meinem Vater, meinen Freunden, meiner Oma und der Familie. Im Iran hatte ich viele Freunde und wir haben gerne gefeiert. Meine Familie hat in einem sehr großen Haus mit Garten gewohnt. Die Häuser in Deutschland sind kleiner als im Iran. Die Lehrer im Iran waren strenger. Nett, aber streng. Im Klassenzimmer war es ganz ruhig. Alle halbe Stunde gab es eine kurze Pause. Wir haben Ausflüge gemacht. Wir haben eine Schuluniform getragen. Mädchen mussten morgens ein Kopftuch tragen, aber oft wird das Kopftuch nicht ganz über die Haare gezogen.

Wie ist dein Leben hier in Deutschland? Meine Mitschülerinnen kennen den Iran gar nicht. Sie wissen nicht, dass dort Persisch gesprochen wird und denken immer ich sei Araberin, aber ich bin Perserin. Außerdem denken sie, im Iran herrsche Krieg. Auch Lehrer haben Vorurteile. Eine Lehrerin hat gesagt, im Iran gäbe es keinen Sport- und Kunstunterricht. Aber das stimmt gar nicht – der Sportunterricht ist dort nur anders.

Warum habt ihr den Iran verlassen? Wir mussten nicht aus dem Iran weggehen. Da war kein Krieg. Aber meine Mutter hatte Probleme über die ich nicht sprechen soll. Sie musste aus dem Iran weggehen und wir sind dann mitgegangen. Nur mein Vater ist geblieben. Er hat keine Probleme im Iran. Er arbeitet dort als Bauingenieur. Aber er wohnt jetzt nicht mehr in unserem Haus. Das war zu groß für ihn alleine.

Hast du Kontakt zu deinem Vater im Iran? Wir haben keine deutschen Pässe und dürfen das Bundesland nur verlassen, wenn das Landratsamt uns das erlaubt. Alle sechs Monate müssen wir wieder neu unsere Aufenthaltsgenehmigung beantragen und wissen nicht genau, ob wir bleiben können. Wir können also nicht in den Iran reisen. Mein Vater hat zwei oder drei Mal versucht ein Urlaubsvisum zu bekommen, um uns in Deutschland zu besuchen. Aber das hat nicht geklappt. Wir wissen nicht, wann wir ihn wiedersehen. Wir halten mit ihm über Telefon und Internet Kontakt.

Was wünschst du dir von deinen Lehrern und Mitschülern? Sie sollten einfach nett sein zu uns. Es ist nie zu spät neu zu starten. Die Mitschülerinnen sollten weniger miteinander streiten. Die Lehrer sollten streng, aber nett sein.

 

Was bedeutet für dich Frieden? Der Iran – also da wo man sich zu Hause fühlt.

Was wünschst du dir für deine Zukunft? Dass ich meinen Vater bald wiedersehe. Ich möchte in den Iran fahren können. Oder ich wünsche mir, dass mein Vater hier herkommen darf.