Interview mit Walati

Walatis Ruheort ist das Jugendzentrum wo er seine Freunde trifft. Hier möchte er später gerne als Erzieher arbeiten.   

 

Welche Erinnerungen hast du an dein Leben im Irak? Meine Eltern, meine drei jüngeren Geschwister und ich haben in einem Haus mit Garten gewohnt. Das vermisse ich. Im Irak hat mir die Schule sehr viel Spaß gemacht. In der 5. und 6. Klasse war ich der beste Schüler meiner Klasse. Im Irak gibt es keine Noten, sondern man bekommt Punkte – von Null bis Hundert. Außer in Englisch hatte ich überall 100 Punkte im Zeugnis. Alle haben sich mit mir gefreut und mein Vater war sehr stolz auf mich.

Warum seid ihr nach Deutschland gekommen? Es gab im Irak keine Sicherheit und alle hatten Angst. Da war überall Krieg. Wir hatten Angst, dass uns etwas passiert. Ich habe persönlich den Krieg nicht gesehen, aber im Fernsehen wurde viel darüber berichtet. Warum sollte man im Irak bleiben und da sterben?

Wie ist dein Leben hier in Deutschland? Hier leben wir in Sicherheit. Darüber sind wir froh. Es gibt viele Deutsche, die denken, wir wissen gar nichts. Aber das stimmt nicht. Ich bin keiner, der keine Ahnung hat. Ich habe auch meine Gedanken! Es war schon im Irak mein Traum, Gitarre zu lernen. Aber im Irak hatte ich nicht die Möglichkeit. Deswegen habe ich erst hier in Deutschland damit angefangen. Ich habe versucht eine Band zu finden und habe Flyer gedruckt. Aber niemand wollte mit mir eine Band gründen.

Wie geht es dir in der Schule? Als ich zum ersten Mal in der Schule in Deutschland gesagt habe, dass ich aus dem Irak bin, da haben sie gelacht und gefragt: „Hast du 'ne Bombe dabei?“ Es tut weh, wenn jemand so etwas zu mir sagt. Ich hätte mir gewünscht, dass sie mir helfen und mich willkommen heißen und nicht über mich lachen. Irgendwann hatte ich dann keinen Bock mehr auf Schule. Meine Noten wurden schlechter. Ich habe die Klasse wiederholt, um mit meinem besten Freund, auch einem Iraker, in einer Klasse zu sein. Danach war es wieder besser. Die Lehrerinnen und Lehrer haben mir sehr geholfen, besonders mein Deutschlehrer. Er hat mir Arbeitsblätter und Aufgaben immer noch mal alleine erklärt, damit ich sie verstehe. Er hat gesagt, dass er mir die Aufgaben auch gerne 10 Mal erklärt, wenn ich Probleme damit habe.

Was wünschst du dir für deine Zukunft? Nach dem Werkrealschulabschluss möchte ich gerne Erzieher werden. Ich möchte die Ausbildung in dem Jugendhaus hier um die Ecke machen. Da bin jetzt schon fast jeden Tag. Ich helfe da immer mal an der Theke mit. Mir macht die Arbeit mit Jugendlichen einfach Spaß. Einer der Mitarbeiter des Jugendhauses hat mich vor Kurzem gefragt, ob ich dort Gitarrenkurse geben kann. Das hat mich gefreut. Weil ich keine Band gefunden habe, habe ich mehrere Monate nicht mehr gespielt und keine Songtexte mehr geschrieben. Aber nun möchte ich gerne anderen Unterricht geben.